Als Mythologie bezeichnen wir die Gesamtheit der mythischen Überlieferungen, der Mythen, Sagen, Dichtungen aus der Vorzeit eines Volkes. Sowohl die nordische als auch die kontinentalgermanische Mythologie ist – wie auch die Religion – nicht als festgelegtes System zu verstehen. So ergibt sich ein uneinheitliches, regional stark differenziertes Bild. Historisches & Mythologie zu den Völven ist nur spärlich überliefert.

Quellen

Die wichtigsten Quellen für unser heutiges Bild nordischer und kontinentalgermanischer Mythologie stammen aus dem 13. Jahrhundert. Neben den Isländersagas und der dänischen Geschichte in den Gesta Danorum des Saxo Grammaticus gehören dazu die Texte der Snorra-Edda. Besondere Bedeutung kommt der sogenannten Lieder-Edda zu, einer Sammlung von 16 Götter- und 24 Heldenliedern.

Alle diese Überlieferungen sind jedoch bereits sehr stark durch die Christianisierung beeinflusst und verfälscht worden. Geschichte wird von den Siegern geschrieben und das Christentum war ein unbarmherziger Sieger. Aus dem gutmütigen und freundlichen Thor wurde ein jähzorniger „Donnergott“, der blindlings mit seinem Kriegshammer um sich schlägt. Freyja, die selbstbewusste Wanin, wurde als Hure dargestellt. Der entwurzelte, von seelischen Qualen gepeinigte Loki wurde als hinterhältiger Verräter gezeichnet. Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen.

Mythologie und Religion

Die nordische und kontinentalgermanische Mythologie ist eng mit der Religion verbunden. Durch die ausschließlich mündliche Weitergabe in vorchristlicher Zeit sind die Überlieferungen ständigen Veränderungen unterworfen worden. Die wörtliche Auslegung der Legenden und Sagen führt daher oftmals zu Missverständnissen. Joseph Campbell wies zu Recht darauf hin, dass aus religiöser Sicht Mythos als „die Religion anderer Leute“ definiert werden kann. Insofern sei Religion „missverstandene Mythologie“. Das Missverständnis bestehe darin, dass „mythische Metaphern als Hinweise auf unumstößliche Tatsachen interpretiert werden“.

Mythologie und Lebensweise

Für das Verständnis kontinentalgermanischer Mythologie sind Kenntnisse über die Lebensweise der Menschen in der Zeit vor der Christianisierung sehr hilfreich. Oftmals wird dazu die Germania des des römischen Historikers Tacitus (ca. 58 – 120 n. Chr.) herangezogen. Tacitus selbst war jedoch nie in Germanien. Wahrscheinlich ist, dass er sein Wissen größtenteils aus literarischen Quellen bezog, wie aus Gaius Julius Cäsars Werk über den Gallischen Krieg (De bello Gallico) und dem darin enthaltenen Germanenexkurs. Als weitere Quellen kommen auch der Germanenexkurs im Geschichtswerk des Titus Livius und die bella Germaniae („Germanenkriege“) des älteren Plinius in Betracht. Beide Werke sind jedoch nicht oder nicht vollständig erhalten.