Namensgeberin für die heutigen Litilvölven ist Þórbjörg litilvölva (Thorbjörg die kleine Völva), eine literarische Figur aus der Eiríks saga rauða. Þórbjörg wird als „Hon var spákona ok var kölluð lítilvölva“ beschrieben. „Sie war eine Prophetin und wurde kleine Völva genannt.“
Die ältere Version der Eiríks saga rauða stammt aus der Hauksbók genannten, auf Altisländisch verfassten Handschrift aus dem 14. Jahrhundert. Bereits damals wurde zwischen spákona (Prophetin) und lítilvölva (kleine Völva) unterschieden. Auch hier zeigt sich, dass eine Spákona durchaus Völva sein kann, eine Völva jedoch nicht zwingend eine Spákona sein muss.
Litilvölva heute
Entscheidet sich eine Frau dafür als Völva tätig zu sein, muss sie zu den Sonnenfesten ein Pflichtritual absolvieren. Das erste Pflichtritual findet immer zu Ostara statt. Von diesem Zeitpunkt an bis zum nächsten Ritual an Ostara wird sie Litilvölva oder „kleine Völva“ genannt. Nach jedem der folgenden Rituale an Ostara kann die kleine Völva dann die Weihe zur Weißen Völva (oder einfach Völva) vollziehen. Tut sie dies nicht, bleibt es bei der Bezeichnung „kleine Völva“.
An eine Litilvölva werden geringere Anforderungen gestellt, als an eine weiße Völva. Daraus ist der Irrtum entstanden, dass kleine Völven weniger begabt sind, als weiße Völven. Nun mag das in einigen Fällen durchaus zutreffen. Die Regel ist es jedoch nicht. Die Entscheidung, ob eine Litilvölva mehr Aufgaben und Pflichten übernehmen will, hängt ganz von ihr allein ab.