Bevor man eine rituelle Runenweihe durchführt, muss die Rune natürlich geritzt werden. Runen zu ritzen scheint oberflächlich betrachtet ganz einfach zu sein. Es gibt jedoch ein paar Dinge, auf die man achten sollte.

Runen in Holz ritzen

Die senkrechten Linien der Runen werden zuerst und grundsätzlich faserparallel in das Holz geritzt. Danach folgen die schrägen Linien. Man kann alle Linien mit z.B. einem Bleistift vorzeichnen, aber je mehr man sich bei der Arbeit mental auf die Verbindung zur Rune konzentriert, um so mehr arbeitet man „blind“. Diese Konzentration auf das Wesen der Rune, welches man vorher durch Meditation erfasst hat, ist jedoch unabdingbar.

Beim Anfertigen eines Runensets sind Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen nicht angebracht. Fertigt eine Völva ihren Stab an, beginnt sie zu diesem Zeitpunkt bereits, sich auch auf die gewünschte Wirkung zu konzentrieren. Das hat zur Folge, dass gerade bei Anfängern die Runen oft etwas krakelig aussehen. Das hat aber keinen Einfluss auf ihre Wirksamkeit! Die Verbindung des Runers zu der Rune, die er gerade anfertigt ist wichtig, eine perfekt gerade Linie ist es nicht. Entweder man zieht mit einem sehr spitzen und scharfkantigen Stein die Linien, „ritzt“ also im tatsächlichen Wortsinn eine Rille oder Furche in das Holz. Das braucht recht viel Kraft und man muss sehr vorsichtig sein. Rutscht man ab, kann man sich mit dem Stein erhebliche Verletzungen zufügen. Alternativ kann man mit einer scharfen Steinklinge zwei parallele, im Winkel von 45° einander zugeneigte Schnitte in das Holz bringen und den so gelösten Holzspan herausheben.

Rituelle Runenweihe

Um die echte, urwüchsige Kraft einer Rune nutzbar zu machen, muss sie in drei Schritten geweiht werden. Fertigt eine Völva ihren Stab an, sollte sie dabei allein sein. Fertigt sie einen Talisman oder ein Amulett für eine dritte Person an, kann diese dabei anwesend sein. Ob man das zulässt oder nicht, entscheidet jede Völva für sich selbst, eine zwingende Vorschrift gibt es nicht. Ist jedoch eine weitere Person anwesend, so sollte sie vorher mit dem Ablauf der Weihen vertraut gemacht werden und bereit sein, geduldig und ohne zu stören dem Ablauf zu folgen.

Weihen und Binden sollte bevorzugt in freier Natur in der Nähe von Kraftlinien erfolgen. Hat man noch einen schönen, alten Baum und einen Bach in der Nähe, ist es wohl der perfekte Platz. Je öfter man einen solchen Platz nutzt, um so besser. Auch hier stellt sich im Laufe der Zeit eine Beziehung ein und Sie werden spüren, dass es Ihnen von Mal zu Mal leichter fällt. Wenn man vor der Weihe seiner ersten Runen diesen Platz bereits für die Meditation genutzt hat, erleichtert es die Sache schon erheblich.

Runen wurden in meiner Familie ganz klassisch 3fach geweiht, dieses hat nichts mit den Elementen zu tun gehabt.

Gebrauchsweihe

Die Gebrauchsweihe ist auf den ersten Blick einfacher, als eine rituelle Runenweihe jedoch ist sie auch riskanter. Sie ist ein reiner Willensakt. Dabei konzentriert sich die Völva auf die Verbindung zu der Rune und die Aufgabe, die sie ihr zugedacht hat. Aber auch auf die Erwartungen, die sie diesbezüglich an die Rune hat. Wie lange das dauert, ob man dabei laut oder in Gedanken mit der Rune spricht, welchen Platz man dafür wählt, ist alles den individuellen Vorstellungen und Wünschen der Völva überlassen.

Wichtig ist jedoch zu wissen, dass eine Gebrauchsweihe nie endet!

Jedesmal, wenn die Völva physisch oder mental Kontakt zu der Rune aufnimmt, wird die Gebrauchsweihe fortgesetzt. Die Verbindung zwischen Völva und Rune wird immer stärker und die gemeinsamen Fähigkeiten wachsen. Die Rune wirkt dabei wie ein Speicher, der gemeinsame Erfahrungen wieder abrufbar macht. In mehreren Fällen berichten Völven davon, dass bei der Gebrauchsweihe von Runen auf ihrem Stab dieser lebendig geworden sei. Er hätte sich wie eine Schlange um ihren Arm gewickelt.

Für die Arbeit einer Völva ist die Gebrauchsweihe unverzichtbar, birgt jedoch auch Gefahren. Die Rune bleibt – anders als bei der rituellen Weihe oder der Blutweihe – beeinflussbar. Das bedeutet, dass sie auch von anderen Personen – sogar ungewollt – beeinflusst werden kann. Die Gebrauchsweihe sollte daher nur dann eingesetzt werden, wenn man die Rune vor fremder Beeinflussung schützen kann (Stab, Taekhan), es nicht anders möglich ist (Laidon) oder zu Übungszwecken (Erlenstab).

Die Gebrauchsweihe kann durch eine rituelle Weihe oder Blutweihe beendet werden.

Blutrunen

Das Aufbringen von Blut zur Stärkung der Verbindung zwischen Runer und Rune hat nichts mit den sogenannten Blutrunen zu tun. Dabei geht es – ähnlich wie bei dem Einbrennen von Haaren – allein um die Verbindung zur Rune.

Die Verwendung von Blut stellt sich jedoch als besonders dramatisch dar und das könnte der Grund sein, warum das Einfärben mit Blut in den letzten Jahren als so wichtig und notwendig für die Runenarbeit dargestellt wird. Das Auftropfen von Tränen ist sehr viel wirkungsvoller (materialisierte Emotionen), aber vermutlich kommt das nicht so gut an oder ist gar nicht bekannt.

Ist eine Litilvölva zur weißen Völva geweiht, überträgt sie die Kraft ihres Stabes auf einen neuen Stab. De facto handelt es sich dabei ebenfalls um eine Blutweihe, jedoch wird ein anderes Ritual vollzogen.