Eine Völva ist eine Allrounderin gewesen. Nicht nur Utiseta, Seidr, Traumdeutung etc. waren ihre Aufgabengebiete, sondern auch die Heilkunst. Eine Völva konnte und kann frei entscheiden wie und womit sie arbeiten möchte, was sie machen will und was nicht.
Heilkunst der Völven
Die Völven waren auch als Heilerinnen tätig, insofern kann man durchaus von der Heilkunst der Völven sprechen. Vermutlich haben sie sich jedoch auf kleinere Verletzungen bis hin zu Knochenbrüchen und Verrenkungen beschränkt.
Wie vieles andere, so wurde auch das Wissen über die Heilkunst der Völven mündlich überliefert. Daher liegen mir nur wenige Kenntnisse darüber vor. Besser dokumentiert ist dagegen das Wissen der runischen Heilerinnen.
Heilsalbe
Überliefert ist eine Grundrezeptur für eine Heilsalbe, bei der für verschiedene Anwendungen einfach der Pflanzliche Anteil ausgetauscht wird. Als Trägersubstanz diente Schmalz von Geflügel (Hühner, Enten oder Gänse), aber auch vom Schwein. Später wurde auch Ziegenbutter verwendet.
Die Grundrezeptur ist denkbar einfach. Schmalz und getrocknete Pflanzen werden im Verhältnis 1:1 gemischt. Auf die Menge von ca. 75 ml kam dann noch ein Teelöffel Bienenwachs hinzu. Heute wird statt Schmalz Ziegenbutter oder Kokosfett verwendet und das Bienenwachs meist weggelassen. Es dient ohnehin nur der besseren Festigkeit. Wird die Salbe im Kühlschrank aufbewahrt, ist Bienenwachs nicht erforderlich. Die Pflanzenbestandteile werden bei Zimmertemperatur getrocknet und anschließend zerkleinert. In luftdicht verschlossenen Behältern können sie mehrere Monate aufbewahrt werden.
Ebenso können frische Kräuter in ein Glas gegeben und mit Öl übergossen werden, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Die ersten Tage lässt man das Glas offen stehen um eventuelle Feuchtigkeit entweichen zu lassen. Danach wird es zugedreht und je nach Pflanze hell oder dunkel gestellt. Nach 4-12 Wochen wird das Öl abgeseiht und dann mit Bienenwachs zu einer Salbe verschmolzen. Ich verwende gerne diese Variante, da ich keine hohen Temperaturen benötige und die Inhaltsstoffe am besten enthalten bleiben. Die Salbe ist allerdings aufgrund der fehlenden Hitze nur ca. 6 Monate im Kühlschrank haltbar.
Zubereitung
Das Trägermaterial (Schmalz, Ziegenbutter oder Kokosfett) wird über 70°C erhitzt und verflüssigt, darf aber nicht kochen. Dann wird die gleiche Menge an getrockneten und zerkleinerten Pflanzen hinzugefügt. Unter ständigem Rühren bleibt die Mischung für ca. eine Stunde bei über 70°C.
Die Mischung wird dann durch ein Tuch oder auch einen Kaffeefilter gegossen und in kleine Gläser mit Schraubdeckel gefüllt. Darin lässt man sie abkühlen, verschließt dann die Gläser und lagert sie kühl und dunkel. Im Kühlschrank aufbewahrt ist die Salbe ein bis zwei Jahre haltbar.
In älteren Aufzeichnungen wird empfohlen, während der ganzen Prozedur die Wanengöttin Freyja um Beistand zu bitten. Nach dem 18. Jahrhundert heißt es jedoch: „Wenn die Heilkunst der Frau (der Völva) nicht genüge, so möge sie die Göttin nicht mit ihrer Unfähigkeit belästigen.“
Anwendungsbeispiele
Echte Kamille (Matricaria chamomilla): Erntezeit der Blütenkörbchen von Mai bis September. Anwendung bei Blähungen, Haut- und Schleimhautentzündungen sowie Menstruationsbeschwerden.
Hundsrose (Rosa canina): Erntezeit der Früchte (Hagebutten) im Spätherbst. Anwendung der getrockneten Schale bei Blasen- und Nierenleiden und bei Erkältungskrankheiten.
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra): Erntezeit der Blüten von Mai bis Juni. Anwendung bei Erkältung und Fieber.
Sommerlinde (Tilia platyphyllos): Erntezeit der Blüten im Juni bis maximal fünf Tage nach dem Aufblühen. Anwendung bei Rheuma, Nierenentzündung, Rücken- oder Kreuzschmerzen (Hexenschuss).
Spitzwegerich (Plantago lanceolata): Erntezeit der Blätter ganzjährig. Anwendung bei Entzündungen der Haut, Insektenstichen, oberflächlichen Hautverletzungen.
Weiden (alle Arten): Erntezeit der Borke (Rinde) von März bis September. Anwendung bei Rheuma und Fieber, wirkt Schmerzlindernd.
Zitterpappel (Populus tremula) und Schwarz-Pappel (Populus nigra): Erntezeit der Knospen je nach Witterung im Februar/März, jedoch bevor sie sich öffnen. Anwendung bei Rheuma und Gelenkschmerzen, leichten Verbrennungen (Sonnenbrand), Nervenschmerzen und Insektenstichen.
Eine ähnliche Rezeptur mit den Knospen von Balsam-Pappeln ist auch von dem griechischen Arzt Galenos von Pergamon aus dem 2. Jahrhundert überliefert.
Arzt, Therapeut, Heilpraktiker
Ich arbeite unheimlich gerne mit Salben, Tinkturen, Pulvern und Tränken. Bitte vergiss dabei niemals – ich bin kein Arzt oder Apotheker, ich bin kein Therapeut oder Heilpraktiker – und du wirst dies auch nicht durch eine Ausbildung bei mir. Meine Salben und andere Dinge stelle ich nur für den privaten Gebrauch her. Die Gesetzgebung ist auf diesem Gebiet unheimlich streng, was gut und richtig ist, daher wirst du bei mir keine selbst hergestellten Dinge zur Wundheilung, bei Prellungen, Entzündungen oder Erkältung finden. Ja, ich stelle diese Dinge her und ja, ich gebe die Rezepte an meine Schülerinnen weiter. Diese sind dann in der Selbstverantwortung was sie mit dem überlieferten Wissen anstellen.
Ich verwende alte, überlieferte Weisheiten, welche ich zum Teil mit den heutigen Erkenntnissen kombiniert habe. Wenn ich ein Produkt herstelle kann ich eine viel intensivere Wirkung erzielen, wenn ich auf den Standort der Pflanze, das Wachstum, die Entwicklung, die Mondphase, ja sogar das Wetter achte. Ich achte ehrlich gesagt nicht darauf, ob ich eine Salbe 3 x rechts herum und danach 3 x links herum rühre. Ich habe gelernt:“ Eine Salbe rührst du immer zum Herzen hin wenn du etwas anziehen möchtest, vom Herzen weg wenn du etwas abstoßen möchtest.“ Und genau an diesen einen Satz halte ich mich.